Wer bin ich eigentlich für dich?

Impuls zu MT 16, 13-20 und zu Jes 22,19-23

Sonntagsevangelium: Die Berufung von Simon zu Petrus (c) Bild: Martin Manigatterer In: Pfarrbriefservice.de
Von:
Beatrix Hillermann

Kennen Sie diese Frage auch „wer bin ich eigentlich für dich?“ ja, ich bin Mutter, Großmutter, Ehefrau, Freundin von Freunden und Freundinnen, ich bin Kollegin, Leiterin von Ehrenamtlergruppen und Beraterin für die Trauerklienten. Aber wer bin ich wirklich für dich? Mit der Rollenbezeichnung allein ist es nicht getan. Wie gut tut es, wenn man dazu ab und zu eine Rückmeldung bekommt. Die Kollegin die sagt,“ ich freue mich auf die gemeinsame Arbeit mit dir“. Freundin oder Freund, die zum Geburtstag für die gemeinsamen Gespräche und Begegnungen danken und sich auf weitere Unternehmungen freuen. Mein Mann, der mich ab und zu als seinen Lieblingsmenschen bezeichnet oder die Kinder, die sagen „mit dir kann man so gut reden“. Wer bin ich für dich? Vertraust du mir? Kannst du mich wertschätzen? Bin ich dir wichtig? Bin ich hilfreich für dich? Fragen, die vermutlich jede(n) von uns umtreiben.

Genau diese Frage, wer bin ich eigentlich für euch? Diese Frage stellt Jesus seinen Freunden im Evangelium. Und Petrus, der ja auch als Angsthase oder Verräter im Evangelium dargestellt wird, Petrus trifft hier den Nagel auf den Kopf. „Du bist Christus“ sagt er, übersetzt du bist der Gesalbte. Petrus erkennt hier, wie nah Jesus mit Gott verbunden ist. Er sieht, dass mit Jesus die Welt endlich so wird, wie Gott sie gemeint hat. Petrus erkennt, dass er nicht mehr länger auf Gottes Gegenwart warten muss. Sie ist in Jesus da. Jesus hinwiederum fühlt sich erkannt. Petrus hat verstanden, wer er ist. Jesus kann Petrus ganz und gar vertrauen und das meldet er ihm dann auch zurück. Ich vertraue dir, „du bist Petrus der Fels“ und du kannst meine Gemeinde sammeln, (Die Bibel in gerechter Sprache und auch die Gute Nachricht (1976) übersetzt hier Gemeinde, Der Begriff ist weit weniger missverständlich, weil es nicht um die heute gewachsene Kirche geht mit vielen Entartungen, sondern es geht um die Sammlung von denen, die mit Gott verbunden sind und Jesus folgen wollen)

Jesus traut Petrus zu, dass er die, die auf Gott und Jesus vertrauen, sammeln und anführen kann. In der Lesung wird das Anführen Eljakim zugetraut. Als Folge eines zu selbstherrlichen Auftretens hatte man Schebna abgesetzt. Eljakim kommt nicht auf seinen Posten, weil er, wie oft üblich, mit Intrigen und Korruption seinen Vorgänger zu Fall gebracht hat. Eljakim kommt, weil Gott ihm die Aufgabe übertragen hat. Es liegt etwas Verheißungsvolles in seiner Amtsübernahme. Eljakim wird verlässlich sein, er wird den Bewohnern ein gutes Leben ermöglichen und ihre Chancen nicht beschneiden. Er wird sich nicht von Umfragen einschüchtern lassen und Missbrauch bekämpfen. Das Beste aber ist, dass er durch Gottes Wort zu dem befähigt wurde, was den Bewohnern von Jerusalem und Juda gut tat.

Sich durch Gottes Wort, sich durch Jesu Vorbild befähigen lassen. Das ist nicht immer ein einfacher Weg. Seelische Verletzungen, die wir erlitten haben, frühe Verluste, Unsicherheit, schlechte Vorbilder, all das macht es schwer, dass Gottes guter Geist sich in uns entwickeln kann. Glauben sie mir, für meinen Mann war und bin ich nicht immer der Lieblingsmensch, auch meine Kinder bescheinigen mir das „Gute Zuhören“ nicht immer.

Aber je mehr ich mich auf den Weg mache zu der Frage „wer bin ich eigentlich?“ Je mehr ich auch meine verletzen Seiten ansehe, je mehr ich wie Eljakim frage, was ist meine Fähigkeit und meine Aufgabe, desto mehr kann ich auch die göttlichen Anteile in mir zum Klingen bringen. Und dann gelingt es immer mehr den anderen mit all den unterschiedlichen Seiten, die er oder sie hat, zu erkennen und selber erkannt zu werden. „Wer bin ich für euch?“ fragt Jesus und Petrus erkennt. „du bist der, der Gott in all seinem Handeln unendlich nah ist“ Ich wünsche ihnen, dass sie sich selber und den Menschen, die ihnen begegnen, immer wieder nah kommen. Ich wünsche Ihnen, dass Sie sich in dieser Nähe erkannt fühlen und andere erkennen. Und ich wünsche Ihnen, dass sie in diesem Erkennen Gottes Weg finden.