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Impuls:Bleibende Spuren

Fußspuren
Impuls zu Koh 1,2;2,21-23 und LK 12,13-21 | Bei der Lesung und dem Evangelium fiel mir die Geschichte von König Midras ein. Er wünschte sich vom Gott Dionysos, dass alles, was er berührte, zu Gold werde. Der Wunsch wurde ihm erfüllt. Aber die anfängliche Begeisterung ließ schnell nach, da auch die Nahrung und jegliches Getränk zu Gold wurden und der König zu verhungern und zu verdursten drohte. Verzweifelt bat er Dionysos, ihm diese Gabe wieder zu nehmen.
Datum:
11. Aug. 2025
Von:
Regina Gutt

Der alttestamentliche Gelehrte Kohelet hinterfragt menschliches Streben nach Glück, Bildung und Besitz. Angesichts des sicher kommenden Todes erweist sich dann alles als „Windhauch“. Im heutigen Evangelium warnt Jesus vor übertriebener Sorge und Habgier, als ihn ein Mensch aus der Menge bat, bei einem Erbstreit mit seinem Bruder zu vermitteln. Er fühlte sich offenbar ungerecht behandelt und möchte, dass Jesus sich für ihn vor allen Menschen als Zeugen einsetzt. Jesus spürte, dass das Erbproblem sein Lebensproblem war und Besitz einen so hohen Stellenwert für ihn hatte, dass er mitten aus der Menge zu Jesus trat und vor allen Menschen ein Urteil von ihm erwartete. Er wollte Jesus für seine Begierde benutzen, doch darauf ließ sich Jesus nicht ein. Durch das Gleichnis vom reichen Kornbauer versucht Jesus ihn und seine Zuhörer zu einer anderen Sichtweise zu bewegen und sie davor zu bewahren, Reichtum und Besitz als oberstes Lebensziel zu betrachten.

Der reiche Kornbauer hat auf den ersten Blick alles richtig gemacht. eine gute Ernte war damals keine Selbstverständlichkeit. Das Korn war kleiner als heute, der Boden war felsig und wenn der Regen ausblieb, konnte dies katastrophale Folgen haben. Daher war es klug Vorsorge zu treffen. Doch die Geschichte hat zwei Schwachstellen.  Erstens denkt der Bauer nur in den Kategorien „ich, mir, mein, ich will“. Für ihn ist Reichtum sein höchster Schatz. Dabei vergisst er, dankbar für sein Leben zu sein und Gott dafür zu danken. Zweitens zeigt er eine übertriebene Sorge. Es ist vernünftig, für Notzeiten Vorsorge zu treffen, aber problematisch wird es, wenn aus der Vorsorge ein ständiges Sorgen wird. Auf die Vergänglichkeit des Besitzes machte schon der alttestamentliche Gelehrte Kohelet aufmerksam. In der heutigen Zeit zeigen Naturkatastrophen wie die Flut an der Ahr vor vier Jahren oder die Coronapandemie, dass niemand auf alle Eventualitäten gefasst sein kann. Der Kornbauer stirbt, ohne eine bleibende Spur in seinem Leben hinterlassen zu haben. Im Gleichnis nennt ihn Jesus „Narr“, was so viel bedeutet wie dumm und töricht handelnd. Seine Zuhörer sollen bedenken, dass Reichtum und Erfolg vergänglich sind und auch eine übertriebene Sorge das Leben nicht verlängern kann. In vielen Zusammenhängen warnt Jesus vor übertriebener Sorge und ermutigt darauf zu vertrauen, dass Gott für die Menschen sorgt. Wenn er davon spricht, Schätze vor Gott zu sammeln, meint er dankbar für das geschenkte Leben zu sein und dazu beizutragen, dass es auch anderen Menschen und Tieren gut geht.

In der heutigen Welt, die von Konsumdenken und Sicherheitsstreben geprägt ist, erscheint das Gleichnis aktueller denn je. Er will uns warnen, zu viel Zeit und Lebensenergie darauf zu  verwenden, unser Leben abzusichern ohne uns zu fragen, welche bleibende Spur wir von unserem Leben hinterlassen wollen. 

Ich habe im Freundes-und Bekanntenkreis nachgefragt, was es für sie bedeuten kann, vor Gott reich zu sein, und bekam folgende Aspekte genannt: Angesichts der Klimakrise und sozialer Ungleichheiten sei es wichtig, Engie zu sparen und solidarisch zu handeln, wie es das Motto des Volksvereins besagt: „Teilen macht reich“. Sehr oft hörte ich, es sei wichtig, dankbar für das Leben, die Mitmenschen, die Freunde zu sein und weniger zu bedauern, was uns fehlt. Es sei wichtig, im Hier und Jetzt zu leben und sich zu fragen: Welche Spur möchte ich von meinem Leben hinterlassen?

Eine Dame erzählte mir neulich bei einem Trauergespräch, dass sie und ihr Mann vor Jahren sehr viel Geld verloren haben und fast um ihre Existenz gebracht wurden. Bei aller Trauer um den Verlust haben sie aber auch erkannt, wieviel Zeit sie füreinander und für ihre Familie verloren haben, weil alle Zeit und Energie in die Firma gingen. Heute sei sie dankbar für die Jahre in bescheideneren Verhältnissen, aber reich an dankbare Erinnerungen an die neu entdeckte Beziehung zu ihrem Mann und die Unternehmungen mit den Kindern. 

Mögen die heutigen Erzählungen uns dazu ermutigen dankbar für unser Leben und das, was wir zur Verfügung haben, und für die Zeit im Hier und Jetzt zu sein. Mögen sie uns auch dazu ermutigen darüber nachzudenken, welche bleibende Spur wir von unserem Leben hinterlassen wollen.

Regina Gutt