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Impuls:Hoffnungsbilder

Frühling
Impuls zu Jes 66,10-14c und Lk 10,1-12.17-20 | Die Texte, die wir heute in Lesung und Evangelium gehört haben, wirken doch ziemlich aus der Zeit gefallen. Jerusalem ist im Moment weiter denn je vom Frieden entfernt.
Datum:
8. Juli 2025
Von:
Beatrix Hillermann

Auch die Szene, die im Evangelium gemalt wird, entspricht nicht unserer Wirklichkeit. In der Regel ziehen wir nicht mit dem Evangelium und ohne jeden Proviant von Haus zu Haus. Auch die Naherwartung, wie sie die Bibel beschreibt, hat unser Denken verlassen. Die Zeugen Jehovas, die noch sehr ähnlich wie in der Bibel erzählt, mit Naherwartung von Haus zu Haus ziehen, kommen uns häufig eher seltsam vor. Was können wir mit diesen Texten heute noch anfangen?

Beim zweiten und dritten lesen kommen mir Ideen. - Das passiert ja leider auch heute allzu oft, dass Menschen, Familien- oder Staatssysteme oder auch Wirtschaftssysteme so gar nichts mit der jesuanischen Botschaft zu tun haben. Das sind die heutigen Orte, in denen die Botschaft vom Reich Gottes nicht aufgenommen wird. Da gibt es Menschen, denen es vorrangig um den eigenen Vorteil oder den ihres Clans geht, wie uns fast täglich aus Amerika berichtet wird. Oder andere gibt es, die sich mit Gewalt das nehmen, von dem sie meinen, dass es Ihnen zusteht, wie der russische Herrscher in der Ukraine.  Oder es gibt Menschen, die die Schwäche von anderen ausnutzen, um sie zu betrügen. Neulich hatte ich ein längeres Gespräch mit einer Frau, die in der Zeit als sie sehr stark um ihre Mutter trauerte über eine Internetbekanntschaft mehrere 10 000,€ verloren hatte, ihr gesamtes Erbe. Wendet euch ab von solchen Situationen, sagt die Bibel. „Sodom wird es an jenem Tag erträglicher ergehen als dieser Stadt“, heißt es im Evangelium. Nun scheint es aber, so als wenn der Betrüger triumphiert und der narzisstische Staatschef bekommt den roten Teppich ausgerollt und ein Zimmer im Königspalast, während der Staatschef im Osten weiterhin die Ukrainer mit seinen Bomben traktiert. Ja, das ist so und für viele, die die Konsequenzen dieses Handelns tragen müssen, ist es bitter und schwer.  Da ist die Bibel ganz realistisch. Wendet euch ab von solchen Situationen „selbst den Staub von eurer Stadt, der an unseren Füßen klebt, lassen wir euch zurück; doch das sollt ihr wissen, das Reich Gottes ist nahe.“

Ich versuche das mal mit meiner Sprache auszudrücken „Lasst euch nicht entmutigen, kämpft weiter für das Gute! Stellt euch eine Wirklichkeit vor, in denen es den Menschen gut geht. Ihr könnt Dämonen austreiben, die heißen Machtgier, Geltungssucht, Habgier, Hochmut und noch viele andere mehr.

Aus der Hirnforschung wissen wir, dass die Entwicklung positiver innerer Bilder uns dabei helfen kann, Durststrecken zu überstehen und mit dem Hilfreichen und Guten in Kontakt zu bleiben. In Psychotherapie und Coaching wird mit solchen positiven inneren Bildern gearbeitet. Und dann sind wir wieder bei dem Hoffnungsbild aus dem Buch Jesaja. Das ist keine Zustandsbeschreibung vom damaligen oder heutigen Jerusalem, sondern eine Vision, ein positives inneres Bild, das hilft, weiter zu gehen, Hoffnung zu haben, ein gemeinsames Zeil vor Augen, nämlich dass der Friede wie ein Strom auf Jerusalem zufließt und dann Trost schenkt.  Die Bibel schenkt uns immer wieder solche Hoffnungsbilder, auch das Evangelium sagt: „Ich habe euch Vollmacht gegeben--------und nichts wird euch schaden können.

Auch die Zusage, dass der Tod nichts das letzte Wort hat, ist ein Hoffnungsbild. Bei einer Trauerbegleitung neulich erzählte mir eine Mutter, die ihr 10 jähriges Kind verloren hat, dass sie ein Medium nutzt, um Nachrichten von ihrem Kind aus dem Jenseits zu bekommen. Ich finde solche Ideen nicht ganz ungefährlich und sehe mit Sorge, dass Menschen so viel Geld und auch ihre Autonomie verlieren können. Dennoch versuche ich wertschätzend zu sein mit allem, was Trauernde für sich als hilfreich erleben. Vorsichtig habe ich nach ihrem Erzählen angemerkt, dass schon über Jahrtausende die unterschiedlichen Religionen davon erzählen, dass etwas bleibt von den Menschen, dass der Tod nicht das letzte Wort hat. „Da habe ich mich vorher nie mit beschäftigt“, sagte mir die Mutter.

Ich wünsche Ihnen, beschäftigen sie sich immer wieder mit unseren christlichen Hoffnungsbildern, die davon sprechen, dass Leid und Elend, Sorge und Angst und selbst der Tod nicht das letzte Wort haben. Ich glaube, es hilft uns allen in diesen schwierigen Zeiten zu bestehen, etwas zum Besseren zu verändern und am Tod nicht zu verzweifeln.

Beatrix Hillermann